Neuentdeckte Messe von Edmond Patzké
Uraufführung durch die „Chorale Saint-Michel“
Neuentdeckte Messe von Edmond Patzké
Als Beitrag zu den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten führt die „Chorale Saint-Michel“ am Sonntag, dem 18. Juni, um 18.30 Uhr in der Michaelskirche auf Fischmarkt eine Messe von Edmond Patzké in Erstaufführung auf. Edmond Patzké, 1844 in Niklasdorf in Schlesien geboren, dessen Name nur wenigen bekannt sein dürfte, war der erste Hofkapellmeister der luxemburgischen Militärmusik. Er war 1899 von Großherzog Adolf nach Luxemburg berufen worden, um die Militärkapelle nach österreichischem Muster zu reorganisieren und hat bis zu seinem Tod am 20. November 1903 in Luxemburg gewirkt. Da die Michaelskirche auch Garnisonskirche war, hatte Patzké zu ihr besonders engen Kontakt. Nur so erklärt sich, daß nach fast hundert Jahren in den Archiven der Michaelskirche eine völlig verstaubte handschriftliche Partitur wiedergefunden wurde, die seinen Namen trägt.
Das Werk, 1886 entstanden, verrät harmonisch und melodisch in manchen Teilen eine Verwandtschaft mit Haydn und Mozart und kann in der Frühromantik angesiedelt werden. Ohne es zu einem großen Meisterwerk hochstilisieren zu wollen, kann man behaupten, daß es nicht nur eine bloße Kuriosität, sondern ohne Zweifel eine Bereicherung unseres Chorrepertoires darstellt, gibt es doch bei uns kaum Ebenbürtiges aus dieser Zeit.
Die Annahme, daß diese Messe noch nie aufgeführt worden ist, beruht auf der Tatsache, daß sie offensichtliche Mängel aufwies. Nachdem diese in mühseliger Kleinarbeit von Gerry Welter behoben wurden, schrieb Alain Wirth eine Reduktion für Orgel, denn die Originalfassung war für ein sehr großes Orchester vorgesehen, was eines großzügigen Mäzens bedurft hätte.
Die Erstaufführung steht unter der Leitung von Gerry Welter unter Mitwirkung der Solisten Carmen Welter-Jander (Sopran), Marie-Jeanne Klein (Alt), Camille Kerger (Tenor), Roby Schiltz (Baß) und Alain Wirth (Orgel).
Luxemburger Wort vom 18.06.1989
