Chorale Saint-Michel Luxembourg

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Europa cantat (a cappella) LW

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LUXEMBURGER WORT DU 17 JUIN 1999



Grenzenlos die Chorreise, grenzenlos die Freude

Zwei Konzerte der  «Chorale Saint-Michel» unter Gerry Welter

Für die beiden Konzerte der ,,Chorale Saint-Michel" am Samstag auf Fischmarkt und am Montag in der Pfarrkirche von Howald hatte Gerry Welter das Motto « Europa cantat » gewählt.

Dazu hatte er nicht nur 33 Chorstücke von sehr unterschiedlicher Faktur aus 18 verschiedenen europäischen Ländern ausgewählt, sondern sich auch darum bemüht, grenzüberschreitende Querverbindungen von Textinhalten und deren Musikalisie-rung durch «fremde» Hand aufzudecken. So hôrten wir etwa Shake-speare-Vertonungen des Dänen Knut Jeppesen, Garcia-Lorca-Gedichte des Finnen Rautavaara und des Italieners Castelnuovo Tedesco; Rilke-Chöre von Milhaud und Hindemith sowie portugiesische Volkslieder im Satz von Jacques Chailley, um nur diese zu erwähnen.

Künstler wie auch Musiker hatten eben längst schon in Europa Grenzen abgeschafft, bevor Verantwortliche aus Wirtschaft und Politik diesbezüglich ihre Bastelarbeit aufnahmen, was der vorzügliche Conférencier Henri Losch dann auch nicht versäumte, gleich zu Beginn seiner Verbalaufführung anzumerken.

Nun, ideelle Programmeinheitlichkeit bedeutet natürlich nicht automatisch auch musikalische Geschlossenheit. Letztere war auch sicher nicht angestrebt bei soviel intentionaler, inhaltlicher und stilistischer Vielfalt. Einfache Volksliedsätze, folklorenahe Strophen- oder stilisierte Tanzlieder und gefällige Stimmungsstücke standen neben anspruchsvollen, durchkomponierten Chorstücken etwa von Sibelius, Rautavaara, Hindemith, Vaughan, Williams, Jeppesen oder Norgard. Eine andere verbindende Komponente beherrschte aber den Gesamtvortrag: die überragende Qualität der Ausführung.

Gerry Welters äusserst freie, aber ungemein suggestive Gestik war ganz auf einen fliessenden und agogisch sehr biegsamen Vortrag ausgerichtet, der auch den feinsten Nuancen und den subtilsten Farb- und Charakterwechsel der einzelrien Stücke nachhorchte. Was aber vielleicht noch mehr imponierte war der hohe Grad an Intonationssicherheit, die der Dirigent seinen Sängern abverlangte.

Ein so sauberes, ausgefeiltes und homogenes Chorsingen findet man in unseren Gefilden selten. Kein Eiinzelton wirkte forciert und kein Einzeleffekt übertrieben. Die rund fünfzig,.Sängerinnen und Sänger hingen an den formenden Händen und Fingern ihres Leiters und reagierten auf die geringste Zeichengebung. Keine Frage, hier wurde eine durch und durch professionelle Chorarbeit geleistet, die allen Facetten der musikalischen und textlichen Aussage gerecht wurde.

Aber noch ein aussermusikalisches Verdienst steht den Saint-Michel-Sängern zu: Sie sangen fast alle Stücke in der Originalsprache. Hut ab vor so viel Engagement und so viel Hingabe an eine lobenswerte Idee. Erwähnen wir noch, dass Gerry Welter das Programm mit zwei eigenen Arrangements abgerundet hatte: zu Beginn ein schwedisches Volkslied und am Schluss eine wirkungsvolle Klang-montage über den Wilhelmus. Und auch der Abgang des Ensembles - wir waren dabei in Howald - war unkonventionell: Man verliess den Chorraum unter den feierlichen Klängen des « Epiphanie »-Chores von Mikis Theodorakis.

Der lange und herzliche Schlussapplaus an die Adresse des Chores, des Conférenciers Henri Losch und des ebenso mutigen wie kompetenten Chorleiters und Chorerziehers Gerry Welter entsprach der Güte der Realisationen. Ein A-capella Chorkonzert vom Feinsten!

loll weber



  

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Infos:

Prochaine prestation: AllerséileconcertMesse de Minuit le 24.12.2016


(10/2010)

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