Chorale Saint-Michel Luxembourg

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A.Vivaldi: Stabat Mater (RV 621) et R.Schumann: Requiem op.148

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Sankt Michaelskirche
d' Wort du 05 novembre 2005  (par André Link)
Ein originelles und bewegendes Allerseelenkonzert
Gerry Welter dirigierte die "Chorale Saint-Michel" und die "Musiciens"

In der Vergangenheit hat es sich gezeigt, dass man in puncto Programm in der St.-Michaelskirche sehr differenziert vorgeht. Der Chef der „Chorale Saint-Michel“ hatte sich für das Allerseelenkonzert (das erneut bis auf den allerletzten Platz ausverkauft war) zwei geistliche Kompositionen ausgesucht, die man selten zu hören bekommt: Vivaldis Stabat Mater RV 621 und das Requiem op. 148 von Robert Schumann. Ausführende waren, neben der Chorvereinigung vom Fischmarkt, die Mitglieder des Kammerorchesters „Les Musiciens“.

Intim und sehr gesammelt begann es mit dem Stabat Mater, das der „prete rosso“ ausnahmsweise nicht für seine venezianischen Hospizwaisenmädchen, sondern für die Kirche Santa Maria della Pace in Brescia komponiert hatte. In der Begleitung reduziert sich seine sonst überbordende Instrumentenpalette auf das Wesentliche, was weitgehend auch von dem auf sechs Musiker begrenzten Begleitensemble der „Musiciens“ beachtet wurde.

Als Vokalsolistin hielt ihrerseits Monique Simon ihre Mittel zurück, die, wie man weiß, beeindruckend weit gespannt sind. Wenn auch in einzelne Silben viel Zärtlichkeit strömte, so war der allgemeine Ausdruck doch der einer tiefen, schmerzhaften, dabei würdevollen und gefassten Trauer. Ebenso geschmeidig wie die Modulationen gerieten die fließenden Ãœbergänge von einem Register zum anderen. Jenseits aller Virtuosenattitüde, ganz im Dienst der religiösen Innigkeit, bevorzugte die Sängerin die unauffälligen Abschlüsse.


Sehr schön blühten einzelne ariose Kostbarkeiten (wie im Anfangslargo und im „Eja, Mater“)auf.

Diskret war, wie gesagt, die instrumentale Begleitung, bis auf einen erregten Disput der ersten und zweiten Geige, der, so könnte man es sich vorstellen, die gnadenlose Schläge der Geißelung versinnbildlichen sollte (?). Den Instrumentalisten, die strengstes Taktgefühl offenbarten, schien allerdings besonders zum Schluss eine gewisse Steifheit eigen. Zum Hauptteil des Programmes holten dann alle mit titanischen Kräften aus: Robert Schumanns Requiem, das in mehr als einer Hinsicht einzigartig in der Geschichte der Totenmessen da steht. Einerseits vertont (anders als bei Brahms, dem er hier, wie in so vielem, Pate stand) ein evangelischer Tonkünstler den liturgischen lateinischen Text. Und, wie das Programmheft sehr schlüssig andeutet, setzt er in seinem unbändigen hoch romantischen Geist persönliche Akzente, die alles andere als orthodox sind.

Bereits die aufsteigende Bewegung des Introitus ließ ahnen, welche dramatischen Konflikte und damit immensen Anforderungen auf den Chor zukommen sollten. Eigenwilliger, ja bizarrer noch als die Verschmelzung von (gar nicht mehr so demütigem) Kyrie-Flehen und „Te decet“-Fugenschwung mutete das „Dies irae“ mit den aufflackernden Sopranstimmen an, das der Komponist in ein opulentes Orchestergewand kleidete. In der Tat, die Bühne, auf der Schumann sein Weltgericht abrollen lässt, ist gewaltig und duldet kein Mittelmaß.  Trotzige Gebärden und Gedanken von bezwingender Erhabenheit lösen sich mit Episoden ab, wo das rein Pittoreske im Vordergrund zu stehen scheint. „Quid sum miser nunc dicturus“ – wem gilt Schumanns flehende Fürbitte, der eigenen gequälten Seele, der in dieser Welt keine Erlösung verheißen ist? Sich kaum aus dem jederzeit präsenten Chorkörper lösend, gehen die vier Solisten – Danièle Patz, Monique Simon, Raymond und Jean-Paul Majerus – in beglückender Quartettgeschlossenheit auf. Monique Simon entzündet von innen heraus glühenden marianischen Kerzenschein, dann wispert der Chor ein ergreifend schönes Pianissimo-Lacrimosa.
Nach dem in grelles Gegenlicht getauchten „Rex gloriae“ stimmt Danièle Patz mit priesterlicher Gebärde die „Hostias et praeces“ an, die ehrfürchtig von den Solisten dargebracht werden. Großartig lässt Gerry  Welter – ohne Zweifel ein Höhepunkt für seine Sänger – das „Sanctus“ so aufbauen, dass es noch lange, nachdem es verstummt ist, einen Krönungsmantel durch den Chor der St.-Michaelskirche zu ziehen scheint.

Sehr innig, wenn auch in feierlich schleppendem Schritt, das „Benedictus“ und das überirdisch leise verhauchende „Agnus Dei“. Keine Zugabe, keine brausenden Beifallsstürme. Was gesagt (bzw. gesungen) werden musste, wurde gesagt. Eins nur steht fest: Ohne dieses Konzert wäre Allerseelen in diesem Jahre nicht das gewesen, was es gewesen ist.






  

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Infos:

Prochaine prestation: AllerséileconcertMesse de Minuit le 24.12.2016


(10/2010)

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