Chorale Saint-Michel Luxembourg

Revue de presse / LW 5-11-2012

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CONCERT DE PRINTEMPS de la Chorale Saint-Michel ( Wort du 23 avril 2013)

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Eglise Saint-Michel
Von Bach zu Telemann

Frühlingskonzert der „Méchelschorale"




Auch wenn (was keineswegs als negativ zu deuten ist) Pierre Cao am Dirigentenpult kurzfristig für Gerry Welter einsprang, der wegen einer Unfalls verhindert war, so hat das Frühlingskonzert der „Méchelschorale“ am ersten Oktavsonntag doch zahlreiche treue Anhänger dieses traditionsreichen Chors an den Fischmarkt gelockt.
Welcher Genuss, wenn in der Ouverture zu der Bachkantate „Wir müssen durch viel Trübsal“ - für den Jubilate-Sonntag geschrieben - das Orchesterritornell mit dynamischem, schier tänzerischem Schwung aufwogt und in seiner Mitte der helle Freudenquell der Orgel (Alain Wirth) sprudelt. Pierre Cao hatte ein nerviges Tempo gewählt, das überbordende Vitalität und Fröhlichkeit zum Ausdruck brachte. Dazu war das nationale Kammerorchester (die früheren „Musiciens“) nach einer zeitweiligen Dürreperiode zur Topform aufgeblüht, wozu die hochkarätige Besetzung aller Pulte und der Drive des Konzertmeisters nicht wenig beitrugen.

Gegenüber soviel Überschwang tat sich der Chor zunächst schwer, zur adäquaten Intonation und Kohäsion zu finden. Während der erste Einsatz enttäuschte, waren zum Abschluss der Kantate Kräfte genug gesammelt, um weihevoll in dem schön getragenen Choral „Freue  dich sehr, o meine Seele“ aufzugehen. Auch in der Folge taten die Sänger ihr Bestes, Bachs komplexe Chorfiguren mit plastischem Leben auszufüllen.

Den Solisten kann man nur Lob aussprechen. Stilistisch hob sich Monique Simon hervor, die aus ihrer Arie „Ich will nach dem Himmel zu“ nicht nur ein Exempel professioneller Phrasierung, sondern auch ein Bravourstück vollblütiger Opern- und Schauspielkunst machte. Der Nachdruck, mit dem sie sich immer wieder als von „Sodom geschieden“ erklärte, musste auch den größten Skeptiker überzeugen.

Als Sopran hielt Véronique Nosbaum tapfer mit. War bereits ihr Rezitativ „Ach! Wer doch schon im Himmel wär!“ eine arios durchdrungene, auch in den Harmonien gequälte und sehr bewegende Klage, so brachte die abschließende Arie „Ich säe meine Zähren“ die Abkehr von der Welt expressiv zum Ausdruck.

Sehr positiv fiel die gefàllige, wandlungsfähige und hervorragend geschulte Tenorstimme von Christian Dietz auf, dessen Duett mit Jean-Paul Majerus einer der Höhepunkte des Konzertes werden sollte. Jean-Paul Majerus hat alle Qualitäten, die man von einem Oratorienbass erwartet, nur an Beweglichkeit scheint es ihm etwas zu fehlen. Nicht vergessen sollte man die einfühlsame instrumentale Begleitung der Solopartien: Orgel, erste Geige, Cello, Kontrabass, Fagott, Oboen und die sehr lyrischen Blockflöten.

Wenn bereits Bachs Choralkantate BWV 192 „Nun danket alle Gott“ in der Interpretation aus einem Guss war, so lief nach der Pause Georg Philipp Telemanns „Deutsches Magnificat“ in einem Zug ab. Die rhythmisch-rhetorische Prägnanz ergab sich einerseits daraus, dass alle Einsätze recht kurz sind, andererseits hat Pierre Cao das Ganze sehr straff und zügig angegangen. War die Annäherungsweise des Chors an die Bachkantaten meines Erachtens etwas lasch, so kam im Telemannwerk geradezu physisches Genießen zum Ausdruck. Fülle, Kraft, Differenzierungsvermögen, rhythmische und artikulatorische Präsenz, all das kam zum Tragen.

Warmer Beifall belohnte die insgesamt überwältigende Leistung sämtlicher Beteiligter. Besonders wurde Gerry Welter geehrt, der seit 52 Jahren die Geschicke der „Chorale Saint-Michel“ leitet. Eine Leistung, die - wie Pierre Cao nicht zu erwähnen vergaß - als wohl einzigartig dasteht.
(ANDRÉ LINK)


Wort, 23. April 2013


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