Chorale Saint-Michel Luxembourg

Revue de presse / LW 5-11-2012

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„Allerséileconcert“ der Chorale St-Michel

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Italienische Klänge am Fischmarkt


Von Marc Jeck


Seit nunmehr zwanzig Jahren laden Chorale St-Michel und „cheville-ouvrière“ Gerry Welter zum traditionellen Allerséileconcert ein, wo der Zuhörer in oft ungeahnte Chorgefilde entführt wird. Die großartige Chorkultur an der ältesten Kirche der Stadt Luxemburg ist mit der diesjährigen Ausgabe am vergangenen Freitag erneut unter Beweis gestellt worden.

Mit der „Messa pro defunctis" von Domenico Cimarosa (17491801) hatte Gerry Welter wieder einer wahren Glücksgriff, wo der Dirigent einmal mehr dem Text und der Musik mit viel Raffinesse und Sachverständnis begegnete und soumit “seinen Méchelschouer“ zu Höchstform auflaufen ließ.

Anlässlich des Todes der Herzogin de Serra-Capriola in St. Petersburg schrieb der am Zarenhof wirkende Cimarosa 1787 sein einziges Requiem. Vor dem fast um die gleiche Zeit entstandenen Hochaltar von Barthélémy Namur interpretierten die Chorale St-Michel und das    „Orchestre de chambre du Luxembourg“ (OCL)die Totenmesse des italienischen Opernkomponisten mit viel Innigkeit und Dynamik. Sowohl die Transparenz als auch die Textverständlichkeit des Requiems durchstreiften die Darbietung. Unter der Leitung eines inspirierten Gerry Welter, dessen Sinn fùr die organische Dramatik des Werkes hervorgehoben werden muss, erwies sich das OCL als ein aufmerksamer Partner. Berückend war insbesondere der Glanz der homogenen Streichergruppe.

Auch das Solistenregiment behauptete sich aufs Beste. Die grazilen Damenstimmen - Elena Tanase (Sopran) und Manou Walesch (Alt) -, der kraftvoll predigende Bass von Jean-Paul Majerus und die warme Stimme des Tenors Marc Dostert in den oft sehr kurzen Passagen bereicherten das Wechselspiel zwischen Soli und Tutti in den zum Teil „concerto“- artigen Chorsätzen. In den Chorpassagen konnte man deutlich die Handschrift des Opernkomponisten Cimarosa erkennen, wo die in strengem Kontrapunkt gehaltenen Chöre an die Chorinterventionen in den dramatischen Opern des italienischen Meisters anknüpfen.

« Arrêtez-vous à Saint-Michel »


Gerry Welter bewies ein Gespür für diese nur selten aufgeführte Partitur, sowohl in den beschaulichen, langsamen Passagen als auch in den schnellen Sätzen. Alles klang würdevoll und mit großer Expressivität - dem Totengedenken einer italienischen Herzogin am russischen Hofe im. 18. Jahrhundert ebenbürtig - in jener Kirche, dessen Vorgängerbau vor genau 1025 Jahren, am 5. November 987, konsekriert wurde. Nicht nur die altehrwürdigen Mauern der Sankt-Michael-Kirche wurden Zeuge einer konsequenten Kontemplation durch,die Ausführenden. Die Solisten, die Chorsänger und das OCL wussten die zahlreiche Zuhörerschaft in den Bann dieser ästhetischen Sakralmusik zu ziehen. Der lang anhaltende Schluss-Applaus stand im diametralen Kontrast zur Aussage der Zarin Katharina der Großen: „Cimarosa hat hier ein Requiem für die Herzogin de Serra-Capriola komponiert, sowie eine komische Oper, für die ich keine zehn Pfennig geben würde“. Domenico Cimarosa hat in seinem Requiem einige Besonderheiten hineinkomplimentiert, beispielsweise im nachträglich komponierten Responsorium Libera me, das er mit dem Kyrie-Ruf enden lässt. In diesem liturgisch nur schwer nachvollziehbaren Schlussteil hatte Cimarosa dann zwei zusätzliche, Oboen und Fagotte  vorgesehen. Seine Affinität für die Oboe - er schrieb auch ein Konzert für Oboe - teilte Cimarosa mit seinem Landsmann Alessandro Marcello (1669-1750), dessen wohl bekannteste Werk im ersten Teil des Konzertabends zu Gehör kam: Das Konzert c-moll für Oboe und Streicher. Der Oboist Emmanuel Teutsch spielte mit einem geschmeidigen Ton seine Partie, während sich wiederum die Streichergruppe des OCL - zusammen mit Gilles Leyers am Cembalo - als ein gut eingespieltes Regiment präsentierte.
„Arrêtez-vous à Saint-Michel“, sang einst der Luxemburger Chansonnier Chris Baldo. Diese Titelmelodie bezog sich einmal mehr am vergangenen Fest Allerseelen auf die Musik, die auf dem Fischmarkt ertönte.

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(10/2010)

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